Im Kopf muss immer etwas Platz bleiben für die Flausen und die Fantasie

In zwanzig Jahren Freie Schule Angermünde haben wir vieles ausprobiert und wieder verworfen. Geblieben sind die sorgfältig gefertigten Weihnachtsgrüße an unsere Freunde und Förderer.

Über 70 fantasievoll gestaltete Karten haben wir in diesem Dezember verschickt. Fast 50 Päckchen haben wir gefüllt mit handbemalten Lesezeichen, Honig aus unserem Garten, Lippenbalsam, selbstgemachten Pralinen, genähten Ansteckblumen, selbstgezogenen Kerzen und hölzernen Handschmeichlerfischen, alles liebevoll verpackt und – wo möglich – zu Fuß ausgetragen.

Wir bedanken uns bei den Mitwirkenden und wünschen allen Menschen ein friedliches Weihnachten. Bleibt gesund.

Begegung mit den tollen Knollen

Ein Wochentag ist an unserer Oberschule für den Erdkinderplan reserviert. Dann haben Schülerinnen und Schüler die Gelegenheit, in die Praxis einzutauchen. Sie werden aktiv in Werkstatt, Nähstübchen, Schulgarten und Außenküche. Oder sie unternehmen Exkursionen, zum Beispiel in landwirtschaftliche Betriebe.

Um für den oberschuleigenen Kartoffelanbau in Erfahrungsaustausch zu gehen, besuchten unsere Achtklässler Marcel Laggies in Günterberg – ein leidenschaftlicher Kartoffelzüchter, hervorragender Küchenmeister und wandelndes Nachschlagewerk, wenn es um den Erdapfel geht.

Marcel Laggies ließ die jungen Menschen tief in die Welt der Kartoffel eintauchen. Fast 20 Kartoffelsorten stehen auf seinem Feld. Es wurden Kartoffelbeeren bestaunt, aus denen Kartoffelsamen hervorgehen und Bodeneigenschaften untersucht, die der Kartoffel gut (oder eben auch nicht) bekommen. Die Schülerinnen und Schüler haben traditionelle Erntemaschinen besichtigt und Kartoffeln eigenhändig aus der Erde geholt.

Spätestens bei der gemeinsamen Kartoffelverkostung unter einem dick behangenen Apfelbaum war allen klar: Kartoffel ist längst nicht Kartoffel und „Russisch Gold“ gab sich mit „Pink Apple“ bei der Verkostung ein hartes Kopf-an-Kopf-Rennen.

Ein Mann ohne viele Worte

Vor 20 Jahren wurde die Freie Schule Angermünde gegründet. Seit 2004 war  Roland Grüschow dabei – als geduldiger Vater und Hausmeister. In der vergangenen Woche haben wir Roland gemeinsam in den Ruhestand verabschiedet.

Mit einem wachsamen Auge auf die jungen Menschen traf man Roland von früh bis spät in unseren Schulgebäuden. Zuverlässig war er zur Stelle, wenn es mal schwierig wurde. 

Wie wäre eine Tätigkeitsbeschreibung für unseren pädagogischen Hausmeister gewesen? Vielleicht so – Kindertränen trocknen, Havarien abwenden, Werkunterricht geben, Dienstleister koordinieren, Frühhortkinder betreuen, Reparaturen durchführen, Mitteilungshefte durchschauen, Materialien bestellen …

Danke Roland. Für alles. Und gute Reise.

Kennenlernen im sicheren Raum

Jedes Jahr im Februar findet traditionell der Tag der offenen Tür an unserer Grundschule statt. Die Aufnahmeverfahren für die Vorschule und auch für die Oberschule stehen an. Die persönliche Begegnung mit den Bewerber*innen und ihren Familien ist wertvoll und notwendig für eine gute Entscheidung. In diesem Jahr sollte das aufgrund von Corona nicht möglich sein?

Eine luftdicht abgeklebte Plexiglasscheibe im Rahmen der Zwischentür eines Unterrichtscontainers war die Lösung. Damit konnten die Kennenlerngespräche mit den Bewerberfamilien auch 2021 vis-à-vis stattfinden. Die Verständigung erfolgte über eine Gegensprechanlage. Der Ton wurde mit Mikrofonen und tragbaren Boxen in den jeweils anderen Raum übertragen. Nach jedem Gespräch wurde der Raum quergelüftet und die Flächen und Mikrofone desinfiziert.

Somit haben wir eine Lösung gefunden, die den Hygieneanforderungen und dem Abstandsgebot genügt. Und haben nun auch eine dauerhafte Einrichtung, um notwendige Elterngespräche und andere kleine Treffen zu arrangieren.

Ein Briefwechsel mit der Landesregierung

Im Dezember 2020 schickten die Schülerinnen und Schüler der Oberschule einen Brief zur Maskenpflicht an die Brandenburger Gesundheitsministerin Ursula Nonnenmacher.

Sehr geehrte Ursula Nonnenmacher,
wir sind Kinder der Freien Oberschule Angermünde.

Auch unsere Schule wurde von den Maßnahmen zur Einschränkung des Covid 19 Virus erreicht. Bisher galten die Maßnahmen nur in den Fluren des Gebäudes, doch seit dem 02.12.2020 gilt die Maskenpflicht im gesamten Gebäude auch während des Unterrichts und auf dem Schulhof.

Wenn wir die Maske tragen, erleiden wir Konzentrationsschwierigkeiten, Kopfschmerzen und Schwindelgefühl. Manche unserer Mitschüler haben außerdem Angstzustände und Übelkeit. Wir verstehen, dass in Bezug auf den Covid 19 Virus Maßnahmen ergriffen werden müssen, doch wir bitten um Maßnahmen, die uns beim Lernen nicht behindern.

Wir sind zwar nur eine kleine Schule, doch wir hoffen, dass dieser Brief erhört wird. Wir wünschen noch eine schöne Adventszeit.

Mit freundlichen Grüßen,
die Schülerinnen und Schüler der Freien Oberschule Angermünde

Am 15. Dezember 2020 berichtete die Märkische Oderzeitung. Am 28. Januar 2021 erreichte uns eine ausführliche Antwort aus der Pressestelle des Bildungsministeriums . Zusammen mit den Halbjahreszeugnissen haben wir diese an die Schülerinnen und Schüler geschickt.

Crowdfunding für das Handlich

Das »Handlich« ist ein Laden für regionales Kunsthandwerk in der Rosenstraße in Angermünde. Etwa 15 Künstler*innen aus Barnim und Uckermark bieten dort ihre Produkte zum Verkauf an.

Auch unsere Oberschüler*innen haben für ihre Produkte im »Handlich« ein Regal gemietet. Derzeit sind es vor allem Nähsachen und Holzgegenstände. Schmuck und Filz werden noch kommen.

In dieser lokalen Partnerschaft lernen die Schüler*innen etwas über Produktzyklen, Wirtschaftsweisen und Werbemechanismen. Es macht sie stolz, ihre Produkte in einem Laden zu sehen und mit dem Verkauf etwas Geld für neues Material zu verdienen.

Bis zum 14.12.2020 läuft eine Crowdfundingkampagne zum enkeltauglichen Druck von Gutscheinen und Visitenkarten. In dem kleinen Video werdet ihr Mitarbeiter*innen und Schüler*innen der Schule entdecken und erfahren, was eigentlich „enkeltauglich“ bedeutet.

Die Vorschule zieht ins Kinderhaus

Jedes Schuljahr begrüßen wir in unserem Schulstandort in der Angermünder Kirchgasse auch elf neue Vorschulkinder. Das Besondere in diesem Jahr: Die Fünjährigen bezogen als erste Nutzer das KINDERHAUS – ein im Erdgeschoss  gelegener Vorschulbereich, den wir mit viel Liebe saniert haben. In zwei hellen Räumen mit großen Fenstern haben die Mädchen und Jungen nun viel Platz zum Lernen und Spielen. Maßgefertigte Möbel bieten ausreichend Stauraum, der Sanitärbereich ist mit Waschmaschine und Trockner ausgestattet, es gibt sogar einen eigenen Ausgang zum Schulhof.

Der Umbau des KINDERHAUSES ist Teil der seit 2018 laufenden umfangreichen Gebäudesanierung. Für das KINDERHAUS gab es dazu eine Anteilsfinanzierung aus dem Förderprogramm „Kinderbetreuungsfinanzierung Land 2018 – 2019“.

Nach dem Abschluss aller Baumaßnahmen werden wir Vorschule, Grundschule und Oberschule in einem Schulzentrum zusammenführen. Für die elf Mädchen und Jungen der Vorschule heißt das, dass sie ihre Schullaufbahn bis zur zehnten Klasse am Kirchplatz absolvieren könnten.

Auf dem Weg zum Erdkinderplan

»Die Erdkinder« – Ein Plan für eine Reform der Sekundarerziehung, so betitelte Maria Montessori eigene Überlegungen für eine Oberschule nach ihren Vorstellungen. Ausgehend von den Bedürfnissen der Lebensphase Jugend ergänzt der sogenannte »Erdkinderplan« Montessoris Konzepte von Kinderhaus und Grundschule.

Der »Erdkinderplan« in seiner ursprünglichen Form beschreibt ein ländliches Studien- und Arbeitszentrum, bestehend aus

  • einem Bauernhof als Stätte der Produktion,
  • einem Handelsgeschäft als Stätte des Vertriebs, des Warenaustausches und der Kommunikation,
  • einem Gästehaus als Dienstleistungs- und Kontakteinrichtung.

Diese Einrichtungen werden gemeinsam von Jugendlichen und Erwachsenen mit dem Ziel der wirtschaftlichen Unabhängigkeit geführt.

Aufbauend auf dem Konzept von Maria Montessori und unseren langjährigen Erfahrungen mit dem Praxislernen an der Oberschule wollen wir in der Region eine solche Erfahrungsschule des sozialen Lebens entwickeln.

Auf dem 2. Treffen der dafür gebildeten Arbeitsgruppe »Erdkinderplan« standen zunächst die Visionen und Zweifel der Teilnehmer*innen im Mittelpunkt.

Zum Weiterlesen, der Text von Maria Montessori aus dem Jahr 1939 (PDF, 5 MB)

Schule im Kanu

Die traditionelle Kennenlernfahrt der 7. Klasse stand in diesem Sommer unter einem ganz besonderen Stern – Sonne satt, Himmelblau und Sternschnuppenregen umrahmten die erste gemeinsame Reise der Jugendlichen.

In unserer Oberschule treffen in der 7. Klasse Schülerinnen und Schüler aus ganz unterschiedlichen Grundschulen der Region aufeinander. Da es sich mit stabilen sozialen Beziehungen besser lernt,  unterstützen wir das Kennenlernen der Klasse mit einer Kanuwanderung. Vier Tagen reisen die Jugendlichen mit zwei Lehrkräften zu Schuljahresbeginn entlang der schönsten Seen von Feldberg bis zur Kolbatzer Mühle.

Bei ausgelassenen Kenterübungen, im Kanu-Battle oder beim gemeinsamen Staunen über herrliche Unterwasserlandschaften finden die Jugendlichen schnell zusammen. Die Rückmeldung einer Schülerin bestätigt unser Konzept: „So eng, wie ich nach dieser Woche mit meinen neuen Klassenkameraden verbunden bin, war ich nach 6 Jahren Grundschule nicht mit meiner alten Klasse vertraut.“

Lernen im Grünen

Frische Luft, viel Platz und eine ganz besondere Lernatmosphäre – die Jugendlichen an der Oberschule machen das Beste aus der besonderen Situation. Unter einem Baldachin haben sie ihr grünes Klassenzimmer eingerichtet. Dort sind die Oberschülerinnen und -­schüler nun „Stammgäste“. Hier können sie alle Corona-Regeln gut einhalten. Jede und jeder einen eigenen Tisch mit viel Abstand zum nächsten und das Lüften ist quasi ein Selbstläufer.

Als im Mai die Schulen wieder öffneten, musste schnell eine Lösung her. Tatkräftig zauberten Eltern, Schülerinnen und Schüler sowie Lehrkräfte diese neue Lernmöglichkeit im Freien. Eine Tafel wurde gefunden, alte Planen als Regen- und Sonnenschutz zusammengenäht und ein Geländer installiert. Eine Gemeinschaftsaktion, die alle Beteiligten ein Stück weit wieder zusammenrücken ließ – trotz Corona.